

1112 ist es, als in der Güterbeschreibung des Klosters St. Peter der Name „glotertal" zum ersten Mal erwähnt wird. Das Dokument erzählt von einer lebhaften Rodungstätigkeit und verstärktem Siedlungsbau. Aus dieser Zeit dürften auch die Sandsteinmauern der heutigen Schlossmühle im Glottertal (Schwarzwald) stammen.
Man schreibt das Jahr 1567, als die Burg Winterbach unter dem Schutz der Herrschaft Schwarzenberg steht. Die Festung liegt auf dem Berg, zwischen dem Elztal und dem Glottertal (Schwarzwald). Die Menschen in den umliegenden Dörfern leisten schweren Frondienst für die Burgherren ... Aber auch sonst ist das Leben hier nicht einfach. Die Menschen im Tal wollen den Lauf der Glotter ändern. Sie soll über die Felder gehen und rund um das Schloss. Das Wasserschloss Winterbach entsteht ...
Das Leben im Glottertal/Schwarzwald ist auskömmlich, aber hart. Die Schlossmühle gehört als Getreidemühle zum Schloss Winterbach. So wie das Schloss seine Besitzer in diesen Jahren häufig wechselt, wechseln auch die Familien, die die Schlossmühle im Glottertal/Schwarzwald betreiben. Um 1600 wird das Fachwerk an der Mühle angebracht. Fränkische Zimmerleute sind es, die die Arbeiten ausführen. Es ist – bis auf eine kurze Zeitspanne, in der es unter Putz versteckt ist – bis heute unverändert.
Blasius Gwander ist der letzte Müller, der die Schlossmühle in Glottertal/Schwarzwald betreibt, und der mitsamt dem Anwesen zum Schloss gehört. Maria Elisabeth von Kleinbrodt überlässt ihm die Mühle in Erbpacht. Wenn sie verstirbt, wird sie in seinen Besitz übergehen. Die Dokumente, die die Überschreibung bestätigen, sind noch heute vorhanden.
Anfang des 18. Jahrhunderts kommt zur Mühle noch eine Bäckerei hinzu. Nicht nur die Menschen im Glottertal/Schwarzwald bringen jetzt ihr Korn, um es als fertiges Brot wieder nach Hause zu tragen. Auch aus St. Peter, aus dem Elztal und aus Kirchzarten wird das Getreide herbeigeschafft und hier verarbeitet.
Eine Reminiszenz an diese Zeit ist heute noch an der Eingangstür der Schlossmühle sichtbar: Ein eiserner Ring ist hier ins Mauerwerk eingelassen, wo man ein Pferd anbinden konnte, das warten musste, bis alle Geschäfte verrichtet waren. Wer das Fachwerkhaus betritt, kann seinen Blick auf den Türrahmen lenken. Dort findet sich heute noch eine in den Sandstein gehauene Brezel – das Symbol der Bäcker.
1910 wird die Mühle samt Bäckerei im Glottertal im Schwarzwald stillgelegt. 10 Jahre später macht die Besitzerin, die „alte Buchserin", ihrem jungen Neffen Georg Mack den Vorschlag, die Mühle zu kaufen. Georg ist frisch verheiratet und hat mit seiner Frau Barbara eigentlich gerade ein Fuhrunternehmen in Waldkirch gegründet. Ohne lange zu überlegen, willigt er in das Angebot ein. Für rund 18.000 Mark ersteht er das Gebäude samt Mobiliar und landwirtschaftlicher Nutzflächen – 2,5 ha. Der große Backofen wird abgebaut, die drei Wasserräder entfernt und durch ein einziges leistungsstarkes Schaufelrad ersetzt.
Im Haus entstehen jetzt behaglich Wohnräume. Wo kein Getreide mehr herbeigefahren und wo kein Brot mehr ausgeliefert werden muss, sind auch die Pferdeställe überflüssig. Man beschließt, auf Landwirtschaft umzustellen. Schließlich gehören zum Haus Wiesen, Felder, Reben und Obstbäume. Hühner, Kühe und Schweine ziehen ein. Die Macks bekommen 5 Kinder, wovon eines stirbt. Das älteste, Georg Mack, lässt sich zum Wagner ausbilden. 1932 heiratet er Frieda Reichenbach. Mit ihren zwei Töchtern richten sie sich im ersten Stock der Schlossmühle eine Werkstatt ein. Georg Mack will eine Wagnerei aufbauen ...
Die Energie des Wasserads betreibt seine Hobel, die Band- und Kreissäge. Er arbeitet hart und stirbt im jungen Alter von nur 30 Jahren an einem Herzinfarkt. Auch sein Bruder erlernt ein Handwerk. Er wird Holz- und Weinküfer. Genau wie Georg will auch er sich zuhause eine Existenz aufbauen. Zur Wagnerei kommt noch eine Küferei. 1939 muss Josef jedoch in den Krieg ziehen. Er sollte ihn nicht überleben. 1942 fällt er.
Karl Mack, dem dritten der Brüder, ist klar, dass nicht alle unter dem Dach der Schlossmühle leben können. Er verlässt das Elternhaus und geht ins Hotelgewerbe – er arbeitet in einem Freiburger Lokal. Sein Weg führt ihn dann nach Karlsruhe, Herrenalb und Ottenhöfen. Mit 25 arbeitet er jedoch bei der Bahn in Basel (CH). Dort lernt er seine spätere Ehefrau Emilie kennen. 1938 kehren sie zurück ins Glottertal – der Küfereibetrieb ist nach dem Tode Josefs eingeschlafen.
Karl wird Beamter und verwaltet die Gemeindekasse im Glottertal im Schwarzwald. Auch er muss in den Krieg ziehen und die Urgroßmutter des heutigen Besitzers Hansjörg Gutmann muss sehen, wie sie alleine durchkommt. Um die Familie zu ernähren, vertritt sie ihren Mann auch an seiner Stelle in der Gemeinde. Als Karl 1947 aus Gefangenschaft zurückkehrt, ist er gezeichnet vom Krieg. Er will seine Schreibarbeit nicht mehr aufnehmen, sondern sein eigener Herr werden. Er baut das Haus zu einer Gaststätte um, die am 20. Oktober 1951 eröffnet wird.
Winzig klein ist das Gasthaus Schlossmühle damals. Lediglich Wein, Sprudel und Schnaps werden ausgeschenkt, zum Essen gibt es lediglich kleine kalte Gerichte. Erst 1954 mit der Eröffnung des „Schwarzen Raumes" fängt man an, warme Speisen anzubieten. Das Gasthaus läuft gut und 1958 wird ein dritter Raum dazu gebaut, der bis heute „Neuer Raum" genannt wird. Sohn Karl Mack besucht die Handelsschule in Freiburg und hilft zuhause im Gasthaus als „Ober" und in der Landwirtschaft. Er führt das Gasthaus Schlossmühle im Glottertal (Schwarzwald) in seine große Blütezeit.
Er versteht, dass die Gäste Behaglichkeit erwarten von einem Schwarzwald Gasthaus. Der „Neue Raum" wird 1970 umgebaut. Schwere Eichenbalken werden eingezogen, die Fenster mit kostbaren Bleiverglasungen verziert. Die Bänke bekommen dicke Polster, die Wände einen Rauputz – die Schlossmühle im Glottertal/Schwarzwald entwickelt sich zu einem Speiselokal von überregionalem Ruf.
1983 entsteht das Hotel Schlossmühle. Karl Macks Tochter Barbara heiratet 1987 Hilmar Josef Gutmann. Die Familientradition lebt fort. Barbara Mack-Gutmann lässt sich zur Restaurantfachfrau ausbilden und holt 1984 die Goldmedaille bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Berlin in ihrem Fach. Ihr beruflicher Werdegang führt sie bis Osaka (Japan), aber auch zurück in den Schwarzwald („Schwarzer Adler", Oberbergen-Kaiserstuhl) und zurück ins elterliche Unternehmen.
Ihr Mann leitet bis 2022 die Küche der Schlossmühle. Er absolvierte seine Ausbildung in der „Adlerstube Münstertal", war im „Landhaus Carstens" am Timmendorfer Strand, im „Zermatter Hof" in Zermatt, im „Hotel Weißes Rössle" in Hinterzarten, im „Excellsiorhotel Ernst" in Köln, im „Partenkirchener Hof" in Garmisch-Partenkirchen und legte seine Meisterprüfung ab in „Brenners Parkhotel" in Baden-Baden. Er kochte im „Grand Hotel Nassauer Hof" in Wiesbaden und seit 1987 in Schwarzwaldgasthof Schlossmühle in Glottertal/Schwarzwald.
2022 übernimmt Hansjörg Gutmann die Schlossmühle von seinen Eltern. Im Zuge einer nachhaltigen Betriebsfortführung und im Sinne des Erhalts der historischen Gebäudesubstanz wird eine grundlegende Sanierung initiiert. Ende Oktober 2022 schließt die Schlossmühle vorrübergehend, um nach voraussichtlich einjähriger Bauzeit mit neuem Konzept als lean-luxury Hotel wiederzueröffnen.